Alexandra berichtet von ihrer Reise durch Kerala und beschreibt in diesem Artikel die wunderbare Atmosphäre in Munnar, wo Teeplantagen die Hügel mit einem strahlenden Grün überziehen. Lasst euch von ihrem Bericht inspirieren und wenn ihr Lust habt, die Schönheit Keralas selbst zu entdecken, dann schreibt uns hier und wir helfen euch, eine unvergessliche Reise zu planen!
Wer an Tee aus Indien denkt, dem werden wahrscheinlich als erstes Darjeeling und Assam durch den Kopf schießen, die beiden großen, bekannten Teeanbaugebiete im Nordosten Indiens. Doch auch im Süden des Landes, hoch oben in den Bergen an der Grenze zwischen Kerala und Tamil Nadu, wird dieser in Teeplantagen angebaut. Die Region rund um die Hill Station Munnar, jeweils knapp vier Autostunden von Madurai auf der einen Seite der Western Ghats und Kochi auf der anderen Seite, ist das größte Teeanbaugebiet in Südindien. Und eines der am höchsten gelegenen der Welt – Munnar Bazaar, der Hauptort, liegt auf über 1600 m. Die Teeplantagen in den Hügeln rund um Munnar erstrecken sich sogar auf bis zu 2000 m.
Durch die Höhe liegen die Teeplantagen oft in Wolken gehüllt (Credit: Ravi Pinisetti – Unsplash)
Als wir uns von Madurai mit dem Auto durch serpentinenartigen Straßen die Western Ghats hinauf kämpfen, können wir leider von der frischen Bergluft erst einmal nur träumen. Vor uns qualmt es aus dem Auspuff eines altersschwachen Linienbusses, den wir erst nach einem waghalsigen Überholmanöver passieren können. Bei unserem Teestop auf der Top Station, dem Umschlagplatz für den Tee aus Munnar, holt er uns wieder ein.
Egal, wir nähern uns danach auf einem Schleichweg unserem Homestay, in dem wir die nächsten zwei Tage verbringen werden. Und können dabei schon ein wenig erahnen, in was für einer grünen Oase wir gelandet sind. Als wir auf dem Balkon des Green Magic Home, einem idyllischen Privathaus mit fünf schönen Zimmern, unseren ersten Tee genießen – hier in Munnar trinkt man gesüßten Kardamontee ohne Milch – wissen wir: So kann das Paradies aussehen.
Die grünen Hügel rund um Munnar bieten Reisenden eine ruhige Oase abseits vom üblichen Trubel
frische Bergluft und heißer Kardamontee zum Aufwärmen
Zu unseren Füßen erstrecken sich kilometerweit grüne Flauschteppiche, auf der anderen Seite des Tales erheben sich einige majestätische Berge. Über das Tal ziehen ein paar Wolken, doch die stören uns nicht, denn wir sind über den Wolken. Es ist kühl hier oben und das erste Mal seit Wochen trage ich Socken und eine Fleecejacke. Nach der Hitze der Ebene in Chettinad und Madurai genieße ich es, frische, kühle Bergluft einzuatmen. Auch der am Spätnachmittag aufziehende Nebel stört mich nicht. Er gehört irgendwie dazu, denn die Pflanzen in den Teeplantagen lieben Feuchtigkeit, und die Nebelschwaden geben der Szenerie etwas mystisches. Außerdem kann ich meine Hände an dem großen Glas Tee aufwärmen, mit dem ich mich zusammen mit einer Portion feiner weißer und dunkler Schokolade zum Powerbloggen stärke. In Munnar wird nämlich nicht nur Tee angebaut, sondern auch Kakao, der in kleinen Manufakturen zu köstlichen Schokoladenspezialitäten verarbeitet wird.
Auch wenn der Tag wolkenverhangen ist, so ist die ruhige und frische Atmosphäre doch sehr einnehmend. Foto: Alexandra Lattek
Ich stelle mir vor, wie es war, als vor 170 Jahren die ersten Briten Munnar für sich entdeckten, um der Hitze der Ebenen in Kerala und Tamil Nadu zu entfliehen. Sie werden mit ihrem Tee auf den Terrassen der kolonialen Bungalows gesessen haben, die heute zum Teil in Luxushotels umgewandelt, zum Teil Privathäuser sind. Die ersten Teepflanzen wurden von den Briten angebaut, heute befinden sich fast alle Teeplantagen im Besitz des Tata-Konzerns.
Der fährt seit einiger Zeit leider schwere Geschütze auf und gestattet es Besuchern nicht mehr, einfach so ohne Genehmigung durch die Teeplantagen zu spazieren. So werden wir leider bei unserem frühmorgendlichen Ausflug von einem Sicherheitsbeauftragten, der auf den Sandwegen zwischen den Plantageneinheiten mit dem Motorrad Patrouille fährt, kurzerhand weggescheucht. Auch die Erklärungsversuche und Bitten von Robin, unserem Landlord im Green Magic Home, und unserem Guide, helfen nicht.
Also müssen wir unseren Plan umwerfen. Wir erhaschen noch einen Blick auf die Teepflücker und -pflückerinnen, die sich wie bunte Tupfen in dem grünen Meer aus Teepflanzen bewegen. Das Teepflücken ist ein harter Job, bezahlt wird nach Gewicht und es ist Augenmaß und Präzision gefragt. Meistens wird eine solche Stelle von Generation zu Generation weitervererbt. Auch wenn die Bezahlung und die Arbeitsbedingungen eindeutig verbesserungsbedürftig sind und es immer wieder zu Streiks kommt, sind die meisten Teepflücker hier dennoch dankbar für ihren Job.
Dieser Anblick erstreckt sich meilenweit vor unseren Augen
Kardamon, Kaffee und Kakao in den Wäldern rund um Munnar
Ich habe den Duft immer noch in der Nase. Von der zerriebenen Kardamonkapsel in meiner Hand. Und den Kakao- und Kaffeebohnen, die wir bei unserem Spaziergang von den grünen, saftigen Sträuchern pflücken. Ich denke an die Farben der Blüten der Wildblumen, die hier überall wachsen. Und sehe den vorwitzigen Tausendfüßler vor mir, der todesmutig vor unseren Füßen den Weg überquert. Man kann in Munnar zwar auch richtig trekken gehen – mit dem Anamud, dessen Gipfel sich auf 2695 m erhebt, hat Munnar den höchsten Berg in Südindien – doch wir entscheiden uns nach dem geplatzten Ausflug in die Teeplantagen für eine kleinere Tour durch die umliegenden Wälder. Die jedoch auch nicht ganz ohne ist, denn durch den Regen in der Nacht sind die Wege matschig und glitschig und unser Guide ist ein Liebhaber von Abkürzungen.
Munnar ist ein wahrers Paradies, auch wenn die Teeplantagen mal nicht zu sehen sind
Hinter den Kardamon-, Kaffee- und Kakaosträuchern blitzen uns immer wieder neugierige braune Augen entgegen. Es ist Erntesaison. Junge Mädchen, junge Frauen mit kleinen Kindern, ältere Frauen – als ich mich mit meiner Kamera nähere, schauen einige verschüchtert weg, die meisten verziehen ihr Gesicht zu einem herzlichen Lachen. Schön, wenn man trotz der körperlichen harten Arbeit trotzdem einen Grund zum Lächeln findet. Wenn ich den Kardamon aus Munnar, den ich ein paar Tage später in einem Großmarkt in Kochi gekauft habe, nach meiner Rückkehr zum Kochen verwende, werde ich sicherlich immer an diese Momente denken.
In Munnar findet man nicht nur die berühmten Teeplantagen, sondern ebenso Kaffee, Kakao und Kardamom, die auch alle gepflückt sein wollen. Foto: Alexandra Lattek
Munnar Bazaar – nicht unbedingt sehenswert
Auch wenn es am Nachmittag in Strömen regnet, machen wir einen kleinen Ausflug nach Munnar Bazaar. Die Ansammlung von Kiosken und kleinen Geschäften entlang der mit Schlaglöchern und riesigen Pfützen übersäten Hauptstraße ist bei diesem Wetter noch weniger einladend als sonst, aber unser Guide hat uns den Mund wässrig gemacht. Und wir müssen unbedingt Schokolade einkaufen. Und Tee. Den trage ich inzwischen seit über zwei Monaten in meinem Rucksack mit mir herum. Ich freue mich schon, wenn ich ihn bald daheim in München probieren kann. Außer für einen kurzen Shoppingtrip kann man Munnar Bazaar getrost links liegen lassen. Statt dessen zieht man sich lieber wieder in sein gemütliches Homestay zurück so wie wir es dann gemacht haben. Für eine weitere Tasse Tee mit Blick auf die wolkenverhangenen Hänge, an die sich die Teeplantagen schmiegen.
P.S. Ich wünschte mir, ich hätte beim Bloggen nicht die ganze Schokolade auf einmal gegessen. Dann hätte ich mehr Platz für das wunderbare Abendessen gehabt, dass uns Robin im Green Magic Home zaubert. Keralische Köstlichkeiten – verschiedene Gemüsecurrys, alles mit einem Hauch Kokosnuss versehen, leckeres Daal und Chapattis frisch aus dem Ofen. Ein Grund, Munnar nochmals einen Besuch abzustatten!
Das Abendessen im Homestay tröstet über das schlechte Wetter hinweg. Foto: Alexandra Lattek
Seid ihr nun bereit, euch selbst auf in ein Abenteuer in die Teeplantagen von Munnar zu stürzen? Dann schreibt uns und wir machen es möglich. Wir helfen euch nicht nur bei der Reiseplanung, sondern sind auch vor Ort für euch da!
Wir bei India Someday lieben es Menschen für das Reiseland Indien zu begeistern. Unser Deutsch-Indisches Team hat den Subkontinent bereits mehrmals von Norden nach Süden und Westen nach Osten bereist und teilt mit Leidenschaft Tips und Erfahrungen. Wir helfen bei der Auswahl der Reiseziele, Route und Reisezeit und können somit hoffentlich auch euren Traum von ‘India Someday’ zur Wirklichkeit machen. Viel Spaß beim Stöbern!