Alexandra, eine begeisterte Indien-Reisende, berichtet von ihrer Liebe zu diesem faszinierenden Land voller Gegensätze. Die Reisen nach Indien bringen ihr immer wieder neue Eindrücke von ihrem geliebten Land und inspirieren sie zu weiteren Reiseideen. Lasst euch von ihrer Begeisterung anstecken! 

Ich bin verliebt. Bis über beide Ohren. Und das seit ziemlich genau zehn Jahren. Im März 2006 sind wir uns das erste Mal begegnet. Es war Liebe auf den ersten Blick. Du hast mich vom ersten Moment an in Deinen Bann gezogen. Und nicht mehr losgelassen. Ich hatte Dich schon eine ganze Weile aus der Ferne beobachtet und mit Dir geliebäugelt. Doch lange Zeit habe ich mich nicht getraut, mich Dir zu nähern. Du bist so groß, einfach riesig. Und ich muss sagen, wenn man Dich nicht kennt, wirkst Du von Weitem schon ganz schön respekteinflößend. Du bist so anders als alles, was ich bisher kannte. Genau das macht natürlich auch Deinen Charme aus. Aber es hat mich auch unsicher gemacht. Meine ersten Schritte waren daher zaghaft. Ich habe mich langsam an Dich herangetastet. Habe mich jemandem angeschlossen, der Dich gut kennt. Mich mit Netz und doppeltem Boden abgesichert, für den Fall, dass bei unserer ersten Begegnung etwas schief laufen sollte.

Doch es lief nichts schief. Ich kann nicht sagen, dass unsere erste Begegnung und die Zeit, die wir zusammen verbracht haben, genauso war, wie ich sie mir vorgestellt hatte. Ich hatte Dich zwar schon auf Bildern gesehen und viel von Dir gehört, aber eine richtige Vorstellung davon, wie Du in Wirklichkeit sein würdest, hatte ich nicht. Ich war überwältigt, als wir uns das erste Mal trafen. Deine Lebendigkeit und Deine Energie haben mich sofort angesteckt. Deine Andersartigkeit hat mich unglaublich fasziniert. Ich wusste, dass Du auch einige Ecken und Kanten hast. Das hatte man mir erzählt. Doch ich wollte Dich unvoreingenommen kennenlernen. Mir mein eigenes Bild von Dir machen. Jeder von uns sieht die Dinge schließlich anders. Deine Ecken und Kanten habe ich dann auch ziemlich schnell wahrgenommen, die kannst Du schlecht verbergen.

India, my love. Ich komme nicht mehr von Dir los. Seit ich 2006 das erste Mal in Delhi aus dem Flugzeug gestiegen bin, hast Du mich in Deinen Bann gezogen. Obwohl unser erstes Treffen ganz schön herausfordernd war. Du hast mich mit ohrenbetäubendem Hupen und Getöse begrüßt. Hast extra Dein gutes Parfüm aufgelegt, das mit seiner Mischung aus Jasmin, verfaulendem Abfall, Abgasen und Exkrementen für westliche Nasen wie meine recht gewöhnungsbedürftig ist. Du hast Deine ganze Clique mitgebracht, die pausenlos auf mich eingeredet hat. Fotos mit mir machen wollte, obwohl wir uns noch gar nicht kannten. Mir ständig etwas verkaufen wollte. Dinge, die ich überhaupt nicht brauche. Und die völlig überteuert waren. Ganz schön penetrant waren die. Und richtig schlitzohrig. Besonders die Rikschafahrer unter Deinen Freunden. Die versuchen auch heute immer noch, mich über das Ohr zu hauen. Ich werde auch nie vergessen, wie wir kurz nach meiner Ankunft durch die Altstadt von Delhi gelaufen sind. Als wir kurz stehen blieben, hat sich ein älterer Mann neben uns in den Rinnstein gehockt und sein Geschäft verrichtet. Du fandest das völlig normal. Ich war irritiert. Musste schlucken.

reisen nach indien Auf meinen Reisen nach Indien finde ich immer wieder solche Ecken Foto: Alexandra Lattek

Dein Parfüm finde ich in der Zwischenzeit übrigens nicht mehr ganz so penetrant. Es riecht komischerweise auch nicht überall gleich. An manchen Orten überwiegt die Jasminnote, mit einem Hauch Sandelholz. Und manchmal ist die Note auch einfach nur frisch und klar, zum Beispiel, wenn wir in den Bergen sind. An Deine Clique habe ich mich inzwischen auch gewöhnt. Ich habe gelernt, mit ihnen umzugehen. Genau wie mit Deinen übrigen Ecken und Kanten. Letztlich bleibt mir auch nichts anderes übrig. Sonst würde ich es ja nicht schon so lange mit Dir aushalten. Sie sind im Laufe der Zeit auch ein bisschen weniger geworden. Entweder hast Du heimlich daran gearbeitet, sie ein wenig runder zu machen oder Du strengst Dich an, Dich von Deiner Schokoladenseite zu zeigen, wenn wir zusammen sind.

Ja, Indien, Deine Schokoladenseite. Halbbitterschokolade. Nicht unbedingt für den Geschmack der breiten Masse. Nichts für Kinder-Schokolade-Esser. Eher für die, die es etwas herber mögen. Halbbitterschokolade. Ein Geschmack, der die Zunge kitzelt und der sich entfalten muss. Ein Geschmack, dem ich so verfallen bin, dass ich inzwischen schon sechs Mal zum Reisen nach Indien entschieden habe. Sechs Mal. Unglaublich. Und zwar nicht nur für kurze Stippvisiten, sondern zum Teil sogar richtig lange. Ich bin zum Chocoholic geworden. Wenn ich meine ganzen Besuche bei Dir aufsummiere, komme ich auf 41 Wochen. Das sind über zehn Monate. Zehn Monate.

 Das erste Mal war ich nur drei Wochen bei Dir. Das Kennenlernen bestand aus einer zweiwöchigen Gruppenrundreise in Rajasthan und einem einwöchigen Strandurlaub in Goa. Indien light. Perfekt für das erste Mal. Ich war nicht alleine. Alles war organisiert. Ich musste mich um nichts kümmern. Schon damals war klar, ich will mehr.

Es folgte eine viermonatige Reise nach Indien und Nepal, bei der ich die Höhepunkte des Südens und des Nordens kennenlernte und einen Monat in einem Ashram verbrachte. Meine Reisen nach Indien sind nie ganz so abgelaufen, wie ich es geplant hatte. Eigentlich wollte ich in Kerala bleiben, weil ich immer noch Respekt vor Dir und Deiner Größe hatte. Doch ich bin dem Lockruf von magischen Orten wie Hampi, Mysore, Rishikesh und Varanasi erlegen. Und bin losgezogen. Und hatte eine unvergessliche Zeit.

DSC_3092 Auf meinen Reisen nach Indien habe ich viele religiöse Zeremonien gesehen, so wie diese hier in Varanasi. Foto: Alexandra Lattek

Der Besuch danach war eine ziemlich verrückter Trip quer durch das Land. Ich hatte eine Bucket List mit Orten, die ich unbedingt einmal sehen wollte, auch wenn sie geografisch sehr weit auseinander liegen. Die Reise führte mich von Delhi ganz in den Osten nach Kalkutta, von Kalkutta wieder Richtung Westen nach Bodhgaya und weiter nach Pushkar, von dort Richtung Norden nach Amritsar und Dharamsala, fast alles mit dem Zug und dem Bus. Das nächste Mal war ich sechs Wochen bei Dir. Ich habe mich mutig in etwas entlegenere Regionen vorgewagt, nach Ladakh, wo ich vier Wochen mit Trekking und Bergebestaunen und  Klösterbesichtigen verbracht habe. Und gelernt habe, zu meditieren. Ich war auch in Kaschmir, obwohl ich immer wieder hörte, dass dies nichts für alleinreisende Frauen sei. Ich habe die Zeit auf dem Hausboot in Srinigar und beim Wandern in den Bergen rundum genossen. Und ausschließlich positive Erfahrungen gemacht.

reisen nach indien Die Reisen nach Indien sind immer voller Lachen und Spaß. Foto: Alexandra Lattek

Auf der Reise danach habe ich mir einen weiteren Traum erfüllt – dahin zu fahren, wo der Tee wächst, nach Darjeeling. Grüne Flauschteppiche so weit das Auge reicht. In der Ferne die majestätischen, schneebedeckten Gipfel des Himalaya. Wahrlich traumhaft. Genauso traumhaft wie die vierwöchige #YouWanderWePay-Reise durch Südindien, die India Someday im September 2015 für mich organisiert hat und über die ich hier im Blog berichtet habe. Aus den vier Wochen habe ich fast vier Monate gemacht. Vom Süden bin in den Himalaya gereist, war in der Yogahauptstadt Rishikesh, im Herzen Indiens, habe die heiligen Stätten des Hinduismus und Buddhismus besucht und in Goa eine Yogalehrerausbildung gemacht.

India, my love. Ich weiß, das war nicht mein letzter Besuch bei Dir. Es werden noch viele Reisen nach Indien folgen. Du und ich, das ist für immer. Ich kenne Dich inzwischen so gut, dass es für mich fast so ist, wie nach Hause zu kommen. Trotz der langen Zeit lerne ich immer wieder neue Ecken und Seiten an Dir kennen, so dass es niemals langweilig wird. Eine verrückte Liebe, die schwer in Worte zu fassen ist. Ich habe trotzdem einmal versucht, aufzuschreiben, warum ich so verliebt in Dich bin.

Hier sind sie, die 6 Gründe, warum Du mein „Valentine“ bist –  nicht nur heute, am Valentinstag, sondern für immer:

1. Lebensfreude und Energie

Deine Lebensfreude und Dein Lächeln sind ansteckend. Wenn ich sage, ich liebe es, dass Du so schön bunt bist und ich mich an Deinen Farben nicht satt sehen kann, rollst Du wahrscheinlich mit den Augen. Klischee pur. Aber Du musst verstehen, wo ich herkomme. In Deutschland herrscht so oft Tristesse. Gerade im Winter. Grauer Himmel. Graue Kleidung. Graue Gesichter. Anstatt seinem Gegenüber in der U-Bahn ein Lächeln zu schenken, starren die meisten lieber in ihr Smartphone. Deine Farben muntern mich auf, machen mich fröhlich. Die Blumen auf den Märkten. Die bunten Pulver. Deine bunten Saris. Die bunten Götterstatuen in Deinen Tempeln. Die lilafarbene Lichterkette in Deiner Rikscha. Deine Farben sind für mich Ausdruck einer positiven Energie. Ausdruck von Lebendigkeit, von einer Lebensfreude, die ansteckend ist. Genauso ansteckend wie Dein wunderschönes Lächeln, das Du jedem gerne schenkst. Ich lache gerne mit Dir.

IMGP0458 Foto: Alexandra Lattek

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reisen nach indien Foto: Alexandra Lattek

reisen nach indien Foto: Alexandra Lattek

2. Spontaneität und Offenheit

Du bist spontan, offen, neugierig. Und auch ein bisschen verrückt. Eigenschaften, die ich in meinem Umfeld in Deutschland oft vermisse. Du fängst spontan an, auf der Straße zu tanzen, wenn Dir gerade danach ist, auch wenn die Musik dazu fehlt. Du lädst mich ein, eine Runde in Deinem „Indian Ferrari“ oder Deinem „Porsche“ zu drehen und öffnest dabei die Tür zu Deiner gelb-schwarzen Rikscha. Du willst alles wissen – wo ich herkomme, wie mir Indien gefällt, was ich schon alles gesehen habe. Manchmal bist Du dabei ein wenig zu neugierig, willst wissen, ob ich verheiratet bin, wie es kommt, dass ich alleine unterwegs bin. Dafür erzählst Du mir dann aber auch von Dir und von Deiner Familie. Dass Du zwei Töchter hast, auf die Du unbändig stolz bist. Wirklich hübsche Mädchen, Du hast Fotos von ihnen dabei.

3. Paradies für Kultur- und Naturliebhaber

Es wird nie langweilig mit Dir. Deine Kultur und Natur sind einfach so facettenreich, dass man nie aus dem Staunen herauskommt und immer wieder neue Seiten an Dir entdeckt. Prachtvolle, mit bunten Götterfiguren geschmückte Hindutempel, weißgetünchte buddhistische Klöster, schneebedeckte Berggipfel, auf denen bunte, tibetische Gebetsfahnen wehen, die Gischt der Wellen des Arabischen Meeres, die meine Füße bei einem Spaziergang an einem der wunderschönen Strände in Goa umspült, tausend Jahre alte Bauwerke, Paläste, Tempel und Festungen, in denen man auf den Spuren Deiner langen, wechselvollen Geschichte wandeln kann. Auch abseits der ausgetretenen Pfade hast Du viele Schätze zu bieten, so dass es sich lohnt, Dich mehrmals zu besuchen.

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IMGP3868 Foto: Alexandra Lattek

4. “Why not?”

Du bist pragmatisch und lässt Dich nicht aus der Ruhe bringen. Was nicht passt, wird passend gemacht. Du bist praktisch veranlagt und nimmst die Dinge so wie sie kommen. Etwas, was ich mir bei Dir abgucken kann, denn ich tendiere dazu, immer alles planen und perfektionieren zu wollen. Da bist Du ganz anders. Wenn Du kein Geld für einen Frisörsalon hast, stellst Du kurzerhand einen Stuhl und einen Spiegel auf der Straße auf. Wenn Du kein Geld für eine Zahnarztpraxis hast, behandelst Du Deine Patienten einfach auf der Straße. Wenn der Strom mal wieder ausfällt, dann ist das eben so. Dann werden Kerzen verteilt. Oder man sitzt eine Weile im Dunkeln. Bis jemand herausgefunden hat, ob vielleicht eines der unzähligen Kabel an dem Verteilerkasten an der Hauswand, aus dem die ganze Nachbarschaft ihren Strom bezieht, locker sitzt. Zeit ist für dich fließend. IFT – Indian Flexi Time. Auch wenn der Zug drei Stunden Verspätung hat, läufst Du nicht wie ein nervöses Huhn den Bahnsteig auf und ab. Du setzt Dich auf den Boden und packst Deine Tiffin-Dosen aus und machst erst einmal ein kleines Picknick. Du kannst Stunden damit verbringen, nichts zu tun. Vor Deinem Haus sitzen, mit Deinen Nachbarn plaudern. Die Leute, die vorbeigehen, beobachten.

Indien-Liebe-Kuriositaeten-3 Foto: Alexandra Lattek

Indien-Liebe-Kuriositaeten-4 Foto: Alexandra Lattek

5. Geben und Nehmen

Du würdest Dein letztes Hemd geben. Selbst wenn Du nicht viel hast, Du denkst immer an andere. Deine Familie ist das Wichtigste für Dich und wo Du kannst, hilfst Du anderen. Egal, ob sie mehr oder noch weniger haben als Du. Du teilst Dein Essen mit mir. Weil ich nichts dabei habe und Du denkst, ich könnte auch hungrig sein. Du lädst mich zum Tee in Dein Haus ein und freust Dich, dass ich Dein Gast bin. Du bist beleidigt, wenn ich nicht noch einen zweiten Tee trinke und nur einen Keks esse, weil ich noch satt bin vom Mittagessen.

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6. Dankbarkeit

Du hilfst mir, dankbar zu sein und mich auf das Wesentliche zu besinnen. Du bist ein bisschen schizophren, denn Du vereinst zwei sehr gegensätzliche Welten. Tradition und Moderne. Reich und Arm. Man kann bei Dir Luxus pur genießen, in den bequemsten Hotelbetten schlafen, in den luxuriösesten Restaurants schlemmen, in klimatisierten Shopping-Malls Designerhandtaschen kaufen, sich mit einem Chauffeur von A nach B fahren lassen. Bei Dir bekommt man alles, was man zu Hause im Westen auch bekommt. Direkt daneben eröffnet sich Deine Parallelwelt. Wellblechhütten neben den Bahngleisen. Menschen, die sich an einem Hydranten an der Straße die Zähne putzen, weil sie zu Hause kein fließendes Wasser haben. Plumpsklo oder Feld statt Toilette mit Spülung. Ein Zimmer für die ganze Familie. Keine Spielkonsole oder den neuesten Star Wars Lego-Bausatz. Deine Kinder spielen mit Karten oder mit Steinen. Sie tragen keine Markenturnschuhe. Und sind trotzdem glücklich. Deine Kinder zeigen mir, dass man auch mit wenig zufrieden sein kann.

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Reisen nach Indien Foto: Alexandra Lattek

Mit diesem Liebesbrief an Indien verabschiede ich mich vorerst als Eure #YouWanderWePay-Reporterin auf diesem Blog. Doch wer weiß, vielleicht lesen wir uns einmal wieder – hier oder auf meinem persönlichen Blog „traveling the world – stories of a travelista“. Oder wir laufen uns in Indien über den Weg, falls es auch in dieses unglaubliche Land zieht. Ich bin bestimmt bald wieder einmal dort …

Namaste,
Eure Alexandra

Harsh Sonawala

About Harsh Sonawala

Harsh Sonawala ist der Mitbegründer von India Someday und reist seit seiner Kindheit in Indien und dem Rest der Welt herum. Zu reisen und seine Erfahrungen mit anderen zu teilen waren die Beweggründe für die Gründung von India Someday. Wenn man Harsh nicht in seinem Büro findet, wo er an neuen Marketingkampagnen herumtüftelt, dann ist er in den Andamanen am Tauchen oder in einem Chalet im Himalaya am Entspannen.

Wir bei India Someday lieben es Menschen für das Reiseland Indien zu begeistern. Unser Deutsch-Indisches Team hat den Subkontinent bereits mehrmals von Norden nach Süden und Westen nach Osten bereist und teilt mit Leidenschaft Tips und Erfahrungen. Wir helfen bei der Auswahl der Reiseziele, Route und Reisezeit und können somit hoffentlich auch euren Traum von ‘India Someday’ zur Wirklichkeit machen. Viel Spaß beim Stöbern!