Die indische Kultur unterscheidet in vielerlei Hinsicht von der deutschen Kultur. Indien ist ein unglaublich vielfältiges Land und so ist auch auch die Kultur. Beeinflusst von der Religion, der klimatischen Bedingungen und besonderer Traditionen, ist Indiens Kultur so komplex, dass sie auf Besucher oft überwältigend und unverständlich wirken kann. Um zu vermeiden, dass ihr in Fettnäpfchen tretet, haben wir von India Someday einige Besonderheiten der Indien Kultur zusammengestellt. So seid ihr perfekt auf eure Reise vorbereitet!  Auf den ersten Blick wirkt Indien bunter, lauter, heißer und natürlich voller als Deutschland.

Indien Kultur Indien Kultur – Auf den ersten Blick wirkt Indien bunt, laut, heiß und überfüllt. Auf den zweiten Blick gibt es noch so viel mehr zu sehen.

1: Schuhe ausziehen

Wie in vielen asiatischen Ländern üblich, werden auch in Indiens Kultur beim Betreten eines Haushalts die Schuhe ausgezogen. Das ist ein Zeichen von Respekt. Die Schuhe oder “Chappals” werden entweder vor der Haustür oder, wie besonders in den Städten üblich, im Eingangsbereich abgestellt. Auch in Tempeln, Moscheen und sogar manchen Kirchen wird diese Tradition strikt befolgt. Das gilt als Ausdruck von Bescheidenheit und Gottesverehrung. Am Eingang der Gotteshäuser befinden sich deshalb Schuhschränke oder Schuh- Abgabestellen. Keine Angst, die Schuhe werden nicht geklaut!

Indien Kultur Auch der goldene Tempel in Amritsar darf nur barfuß betreten werden

2: Indirekte Kommunikation

Die indische Kommunikation ist viel indirekter als ihr es möglicherweise gewohnt seid. Während wir oft auf Fragen mit einem klaren “Ja” oder “Nein” reagieren, wird eine so direkte Antwort in Indien immer mehrmals hinterfragt oder sogar als unhöflich betrachtet. “Nein” wird hier deshalb oft zum “Ja, aber…”. Ein gutes Beispiel dafür ist die indische Bürokratie. Die ist nämlich sehr ‘flexibel’. Ein “Nein” heißt hier noch lange nicht, dass etwas wirklich nicht geht. Bleibt ihr nämlich geduldig und hartnäckig, so ändern Offizielle oftmals ihre Meinung. Dann sind “falsche” Dokumente plötzlich doch “gültig” oder Unterschriften auf einmal doch erhältlich.

Ihr könnt diese Besonderheit der Indien Kultur sogar in der Körpersprache beobachten: Das berühmte indische Kopfwackeln kann zu einem Rätsel werden. Ob ein seitliches Hin- und Herwackeln des Kopfes, nur ein kaum merkliches Nicken oder eine schüttelnde Hand, um die kleinen Nuancen zu verstehen, braucht es ein wenig Übung. Außerdem spielen noch andere Faktoren in der Deutung der Antwort eine Rolle. Ein und die selbe Bewegung ist von Situation zu Situation  unterschiedlich und hängt auch vom Gesichtsausdruck, der Schnelligkeit des Wackelns und der zusätzlichen Gestik ab. Keine Sorge, nach ein paar Momenten des völligen Unverständnisses wird es meist besser.

Indische Kommunikation mit vielen Gesten und Kopfwackeln (Credit: Brett Davies – Flickr)

3: Vegetarisches Essen

Aufgrund der vielen Religionen ist in Indiens Kultur das vegetarische Essen sehr verbreitet. Denn Hindus essen bekannterweise kein Rind, Muslime kein Schwein und Sikhs nichts, was bei lebendigen Leib verarbeitet wird. Viele Restaurants bieten deshalb nur vegetarisches Essen an. Aber keine Sorge, die indisch-vegetarischen Küche ist so vielseitig, ihr werdet Fleisch kaum vermissen!

Außerdem sind in Läden alle Lebensmittel mit entweder einem grünen Punkt (vegetarisch) oder einem roten Punkt (nicht-vegetarisch) gekennzeichnet. Was Touristen oft verwirrt: Eier gelten in Indien als nicht vegetarisch. Wundert euch also nicht, wenn ihr rot gekennzeichnete Backwaren seht. Es handelt sich dabei keinesfalls um Würstchen-Kuchen oder Schinken-Muffins ;).

Ein wichtiger Bestandteil der indischen Kultur ist das Essen. Lasst euch vom besten Streetfood in Mumbai begeistern und schaut euch an, welche Leckereien ihr iauf langen Zugfahrten bekommt.

Indien Kultur Indien Kultur: ein All-time-favourite: Indische Thalis gibt es vegetarisch oder mit Fleisch

4: Leben im Hier und Jetzt

Weit im Voraus geplante Termine und Verabredungen sich nicht so bindend wie bei uns. In Indien ist es keinesfall unhöflich kurzfristig abzusagen oder vage Planungen über den Haufen zu werfen. Indien Kultur: Die Menschen oganisieren ihren Tagesablauf viel spontaner. Der Satz: “We should meet next week!” heißt keinesfalls, dass das wirklich passiert. Und auch wenn konkrete Pläne gemacht wurden, ist es völlig in Ordnung, wenn kurz zuvor doch etwas dazwischen kommt. Viele Planungsfreudige treibt das schnell zur Weißglut, denn besonders effizient ist dieses Verhalten natürlich nicht. Doch für Inder ist diese Spontanität eine Art Lebensphilosophie. Sie konzentrieren sich lieber auf die Gegenwart als auf die Zukunft. Das Leben wird als nicht voraussehbar und ständige Veränderung betrachtet.

Indien Kultur, Indians In den Tag leben: das bekommt in Indien eine ganz neue Bedeutung

5: Platzmangel und Körperkontakt

Indischen Großstädte sind voll mit Menschen. Besonders auf belebten Plätzen oder in den öffentlichen Verkehrsmitteln ist das Vermeiden von Körperkontakt deshalb schier unmöglich.

Die Inder haben sich an den akuten Platzmangel längst gewöhnt. Deshalb haben sie ein ganz anderes Verständnis von persönlichem Freiraum. Das versehentliche Berühren oder Anrempeln eines Anderen wird in Indien keinesfalls als unhöflich empfunden. Meist wird nicht einmal darauf reagiert. Selbst wenn mal mehr Platz ist, ist es vollkommen normal, dass sich ein Inder trotzdem direkt neben euch stellt oder setzt. Bekommt also keine Platzangst, sondern versteht die kulturellen Unterschiede 😉  

Indien Kultur Die indischen Züge sind voll, aber das trübt keinesfall die Stimmung der Passagiere: Ein Schwatz zum Feierabend oder Musik sind üblich

6: Alkoholkonsum in Indien

Mit einem Glas Wein in der Hand im Park zu sitzen oder mit einer Flasche Bier durch die Straßen zu ziehen ist für die meisten von uns üblich. Tut das aber nicht in Indien! Denn hier ist das Alkohol trinken auf offener Straße verboten. Nicht einmal die Flasche offen herumzutragen, ist erlaubt. Wineshops verpacken Alkohol deshalb immer in Papiertüten.

So mancher Staat geht sogar noch einen großen Schritt weiter und verbietet den Alkoholkonsum ganz. Diese sogenannten ‘Dry States’ sind Gujarat, Nagaland und Bihar. Aber auch andere Staaten denken über eine Verschärfung der Alkoholgesetze nach. Im beliebten Kerala zum Beispiel bekommt man nur in 3-5 Sterne Hotels oder unter dem Ladentisch Alkohol. Davon abgesehen wurden bestimmte Feiertage zu ‘Dry Days’ erklärt (zum Beispiel der Republic Day oder Gandhis Geburtstag). An diesen Tagen darf im ganzen Land kein Alkohol verkauft werden.

Indien Kultur Old Monk is ein in Indien produzierter Rum, der recht billig ist

7: Respekt gegenüber Älteren

Eine weitere Besonderheit der Indien Kultur ist, dass alte Menschen aufs Höchste respektiert. Besonders im Kreise der Familie herrschen strikte Altershierarchien: Die Jüngeren gehorchen den Älteren. Den recht lockeren und gleichgestellten Umgang zwischen den Generationen gibt es in Indien selten. Es ist deshalb ganz normal, dass die Kinder den Meinungen der (Groß-)Eltern nicht widersprechen, auch wenn diese vielleicht problematisch sind.

In traditionellen Familien ist es zudem üblich, die Füße von alten Personen bei der Begrüßung zu berühren. So wird Respekt und die Anerkennung der Hierarchie ausgedrückt. Auch aufgrund solcher Traditionen bleibt der Familienzusammenhalt in Indien stark. Er garantiert auch, dass die Älteren der Familie versorgt werden. Das ist wichtig, denn in Indien bekommt die Mehrheit der Menschen keine ausreichende Rente oder Versicherungsschutz. Sich nicht ausreichend um seine Eltern zu kümmern, ist sogar strafbar.

Indien Kultur Alte Menschen werden in Indiens Kultur sehr respektiert

8: Öffentliche Zärtlichkeiten

Ihr reist als Paar durch Indien? Dann solltet ihr ein paar Regeln beachten. Denn der öffentliche Austausch von Zärtlichkeiten ist, anders als bei uns, bei Indern nicht gerne gesehen und wird oft als unanständig betrachtet. Vermeidet es, euch in der Öffentlichkeit zu küssen. Selbst das Händchen-Halten wird von indischen Paaren auf der Straße meist vermieden. Außerhalb von den vom Westen beeinflussten Städten, finden es die Menschen zudem sehr ungewöhnlich, junge unverheiratete Paare zu sehen. Ein Grund hierfür ist, dass in Indien die arrangierten Ehen noch immer üblich sind. Vor der Hochzeit ist es in traditionellen Haushalten deshalb verpönt, in einer Beziehung zu sein. In Großstädten hingegen wird eine frühe Partnerschaft oft als Ablenkung von Bildung und Karriere betrachtet. Manchmal ist es also selbst als reisendes ausländisches Paar einfacher, einfach eine Ehe vorzugeben, um unangenehme Situationen zu vermeiden.

Wundert euch allerdings nicht, wenn ihr junge Männer Hand in Hand seht. Das ist lediglich ein Ausdruck ihrer Freundschaft und Gruppenzugehörigkeit.

 

Mumbai marine drive, junge paare Der Marine Drive ist Mumbais Küstenpromenade und Treffpunkt für junge Paare, die sich den Blicken der Familien entziehen wollen

9: Heilige Kühe

Kühe gehören zum indischen Straßenbild genauso wie hupende Rickshaws und Mopeds. Dass die Vierbeiner hier heilig sind, ist altbekannt und deshalb genießen sie einen entscheidenden Vorteil gegenüber anderen Verkehrsteilnehmern: Sie haben immer Vorfahrt! Klar, das führt oft zu Staus. Trotzdem ist diese informelle Verkehrsordnung unanfechtbar. Auf der Straße dürft ihr die Tiere nicht füttern oder streicheln. Allerdings stehen von Hirten gepflegte Kühe auch häufig vor Tempeln. Für ein paar Rupien können Gläubige und Touristen hier Gras kaufen und es an die Kuh verfüttern. Dies gilt als gute und Glück bringende Tat.

Indien Kultur Eine Kuh am Strand in Goa.

10: “Chalta hain”

Diese indische Redensart heißt so viel wie “Das passt schon” oder “Das läuft schon von alleine”. Es wäre ein kleines Wunder, wenn ihr diesen Satz auf eurer Indienreise kein einziges Mal hören würdet. Denn in der Indien Kultur ist er eine Lebensweisheit. Während wir es gewöhnt sind, Probleme sofort und möglichst effizient zu beheben, finden es Inder wichtiger, die eigene Ruhe zu bewahren und das Leben auch in schwierigen Zeiten ruhig weiterlaufen zu lassen. Das heißt natürlich nicht, dass Missstände nicht behoben werden. Aber sie werden meist langsamer und mit geringerer Priorität adressiert. Wie groß ein Problem ist, liegt eben nicht am Problem selbst, sondern daran wie wir damit umgehen. Der Zug ist verspätet? – “Chalta hain!”; Die Musik eines Festivals dröhnt bis nach Mitternacht? – “Chalta hain!”.

indische Mentalität Indische Mentalität: Alles kommt, wie es kommen soll

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Harsh Sonawala

About Harsh Sonawala

Harsh Sonawala ist der Mitbegründer von India Someday und reist seit seiner Kindheit in Indien und dem Rest der Welt herum. Zu reisen und seine Erfahrungen mit anderen zu teilen waren die Beweggründe für die Gründung von India Someday. Wenn man Harsh nicht in seinem Büro findet, wo er an neuen Marketingkampagnen herumtüftelt, dann ist er in den Andamanen am Tauchen oder in einem Chalet im Himalaya am Entspannen.

Wir bei India Someday lieben es Menschen für das Reiseland Indien zu begeistern. Unser Deutsch-Indisches Team hat den Subkontinent bereits mehrmals von Norden nach Süden und Westen nach Osten bereist und teilt mit Leidenschaft Tips und Erfahrungen. Wir helfen bei der Auswahl der Reiseziele, Route und Reisezeit und können somit hoffentlich auch euren Traum von ‘India Someday’ zur Wirklichkeit machen. Viel Spaß beim Stöbern!

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