Ihr wollt euch auf eure Indienreise vorbereiten und das Land etwas besser verstehen? Oder ihr vermisst  das Land nach eurer Reise? Was gibt es besseres als vor, während  oder nach eines Besuches in Indien in Romanen zu schmökern, welche euch hinter den Vorhang des Lebens in Indien schauen lassen? So lernt ihr einiges über in Indien, könnt das vielfältige Land besser verstehen und werdet nebenbei noch bestens unterhalten. Wir stellen hier unsere Lieblingsbücher zum Thema Indien vor. Los geht’s!

1)  Das Gleichgewicht der Welt,  Rohinton Mistry

Dieser beeindruckende Roman des Indo-Kanadiers Rohinton Mistry erzählt den Lebensweg von 4 Individuen deren Weg sich im Indien der 70er Jahren kreuzen. Unsere vier Protagonisten kommen alle aus unterschiedlichen Lebensumständen und dennoch teilen sie die Probleme im Indien unter den Ausnahmegesetzen und Premierministerin Indira Gandhi.  Das Buch schildert Probleme des Kastensystems und die Ohnmacht des Einzelnen gegenüber den Normen der Gesellschaft und der Willkür der Mächtigen. Lichtblicke bietet die Menschlichkeit mit der sich die Protagonisten begegnen – trotz all ihrer Probleme. Dabei erfährt der Leser auf unglaublich feinfühlige Art und Weise viel über die Faktoren die die Lebenswirklichkeit vieler Inder bestimmen. Auch wenn das Buch bereits rund 20 Jahre auf dem Buckel hat, gibt es nur wenige Romane die einen auf so fesselnde Weise das Leben in Indien näher bringen.

(Originaltitel: A fine Balance)

2) Der weiße Tiger, Aravind Adiga

Der Gewinner des Man Booker Preises (2008) ist vielleicht der populärste Indienroman der letzten zehn Jahre.  Das Buch erzählt die Geschichte von Balram Halwai der sich von einem Sohn eines Rikschafahrers zu einem Unternehmer in Bangalore hochgearbeitet hat. Das Buch ist aber mitnichten eine ‚feel good‘ Geschichte. Aravind Adiga beleuchtet die dunklen Seiten der indischen Gesellschaft recht ausführlich.  Der Protagonist erzählt seine Lebensgeschichte in Briefform die er an den chinesischen Premierminister richtet – hört sich abstrus an? Ist es auch. Das Buch strotzt vor schwarzen Humor und wird getragen von einer etwas überdrehten Geschichte.  Das Tempo ist deutlich höher als zum Beispiel in ‚Das Gleichgewicht der Welt‘, dennoch  schildert es eindrucksvoll die Missstände in der indischen Gesellschaft.  Ein toller, einfach zu lesender Roman zum Thema Indien.

(Originaltitel: The White Tiger)

3) Annawadi oder der Traum von einem anderen Leben, Katherine Boo

Pulitzerpreisträgerin Katherine Boo erzählt die Geschichten der Menschen, die in Annawadi, einem der Slums von Mumbai, leben. Auf der einen Seite geht es um das nackte Überleben in einer eher feindseligen Umgebung. Auf der anderen Seite geht es um Hoffnung, um Beziehungen zueinander, um das gemeinschaftliche Leben und Lieben, wenn man eng auf eng, nur durch dünnes Wellblech voneinander getrennt, lebt. Manchmal etwas schwierig zu lesen, da uns diese Art des Lebens oft grausam und traurig erscheint. Aber genauso einfach ist es, sich in die Leben der Bewohner hineinzuversetzen und dessen Emotionen, Hoffnungen und Wünsche nachzuempfinden. Boo hat einen fiktionalen Roman erschaffen, der doch auf eine gewisse Art real erscheint – und genau das ist es, was dieses Buch so interessant macht. Gerade, wenn man sich ein Bild von der Armut des Landes und dem Potential der Menschen in Slums machen möchte.

(Originaltitel: Behind the Beautiful Forevers: Life, Death and Hope in a Mumbai Slum)

4) Bombay: Maximum City, Suketu Mehta

Aufgewachsen in den USA, kehrt der Autor als Erwachsener zurück nach Mumbai in die Heimat seiner Familie. Um dort mit seinen überwältigenden Impressionen und Emotionen umgehen zu können, recherchiert er interessante Geschichte aus dem Leben der Menschen, die in dieser Stadt ihr Glück suchen: von Transgender-Nachtclub-Tänzerinnen, über korrupte Bollywood-Produzenten und vielleicht etwas zu engagierten Polizei-Inspektoren zu Straßenjungs und sich bekämpfende Underground-Gangs. Somit deckt er nicht nur die dunklen Geheimnisse dieser Millionen-Metropole auf, sondern wirft auch ein Licht auf Missstände und Einzigartigkeiten der Indischen Gesellschaft und Kultur. Mehta hat das unglaubliche Talent, Menschen dazu zu bewegen, sich zu öffnen und ihm ihre Geschichten zu erzählen, die in den Augen des in der westlichen Welt aufgewachsenen Lesers schier unglaublich erscheinen.

(Originaltitel: Maximum City: Bombay Lost and Found)

5) The First Firangis: Remarkable Stories of Heroes, Healers, Charlatans, Courtesans & Other Foreigners Who Became Indian, Jonathan Gil Harris

Leider noch nicht in Deutsch erschienen, aber trotzdem ein sehr interessantes Buch, wenn man mehr über die Geschichte des Subkontinents lernen möchte. Denn es waren nicht nur die Briten und Portugiesen, die als erste Firangis (= Ausländer in Hindi) nach Indien kamen. Lange vorher kamen die Mongolen, Griechen, Perser, Armenier etc. um in Indien als Heiler, Künstler, Soldaten oder sogar als Mätressen in einem Harem zu leben. Sie kamen als politische oder religiöse Flüchtlinge, Sklaven, Abenteurer oder einfach nur um extremer Armut zu entfliehen. Der Autor selbst spiegelt seine Erfahrung, Indien zu seinem Zuhause zu machen, in den unglaublichen Geschichten dieser Individuen wieder.

6) Vom Inder, der mit dem Fahrrad bis nach Schweden fuhr, um dort seine große Liebe wiederzufinden, Per. J. Andersson

Eine so unglaubliche Geschichte, dass Sie nur wahr sein kann, denn es ist schwierig so etwas zu erfinden. Pikay kommt aus einem kleinen Dorf in einem armen Staat im Osten des Landes und gehört dazu noch zu der Kaste der Dalits, der Unberührbaren und somit untersten Klasse der Indischen Gesellschaft. Doch er wächst in einer Zeit auf, in der das Kastensystem sich aufzulösen scheint und nun jeder sein eigenes Glück in den Händen hält, die Vorurteile und Hindernisse der Ärmsten aber noch genauso existieren. Er zieht nach Delhi, versucht sein Glück als Künstler und kämpft tagtäglich ums Überleben, während er zur gleichen Zeit die berühmtesten Menschen malen darf. Es ist sein vorbestimmtes Schicksal, das Ihn alle Probleme und Hindernisse trotzen lässt: an seiner Geburt wurde vorausgesagt, dass er eines Tages ein Mädchen aus einem fernen Land kennenlernen und ihr aus Liebe folgen wird.

Der Titel ist etwas irreführend, denn es geht in dem größten Teil der Geschichte nicht um die Liebe oder die Reise nach Schweden, sondern Pikay’s Leben am untersten Rande der Gesellschaft, seinen Gedanken zu dieser Ungerechtigkeit und Indien’s Transformation nach der Unabhängigkeit aus den Augen eines armen Bewohners Delhis. Es geht auch um die Backpacker-Route von Indien nach Europa in den 70ern und wie unterschiedlich die Europäische und Indische Gesellschaften sind. Aber vor allem geht es um das Kastensystem, dass nach wie vor in den Köpfen der modernen Indischen Gesellschaft vorherrscht und nur ganz selten aus den Augen eines talentierten, aber unfair behandelten Unberührbaren selbst erklärt wird.

(Originaltitel: New Delhi – Boras, Swedish)

7) Shantaram, Gregory David Roberts

Dieses Buch ist ein dicker Schinken, aber ein absolutes Muss für jeden Indien-Fan: Auf der Flucht vor Interpol landet der Australier Lindsay in Bombay. Dort lernt er den jungen Inder Prabaker kennen, der Lindsay unter seine Fittiche nimmt. Zwischen den beiden entwickelt sich eine tiefe Freundschaft, und Lindsay lernt durch Prabaker nicht nur das „echte“ Indien kennen, sondern auch, mit sich ins Reine zu kommen. Doch das ist erst der Anfang einer unglaublichen Geschichte, denn als Lindsay einflussreiche Männer aus Bombays Unterwelt kennenlernt und sich in die schöne Karla verliebt, geht das Ganze erst richtig los. Wenn man bedenkt, dass die Geschichte Lindsays eigentlich die von Autor Gregory David Roberts ist, wird das Ganze noch unglaublicher. Roberts nimmt uns mit durch die Slums und die Unterwelt Bombays, in ein indisches Dorf und das Afghanistan der 80er Jahre. Ein unheimlich spannendes und wundervoll geschriebenes Buch.

Übrigens: Seit letztem Jahr gibt es mit „Im Schatten des Berges“ endlich eine Fortsetzung des Romans. Vielen Dank an Shirani von Kleiner Elefant für diesen Buchtipp!

Wir hoffen diese Auswahl unserer persönlichen Lieblingsbücher über Indien inspiriert euch dieses spannende Land mit all seinen Gegensätzen selbst zu erkunden.

Haben wir ein tollen Indienroman übersehen? Ab in die Kommentare 😉

Harsh Sonawala

About Harsh Sonawala

Harsh Sonawala ist der Mitbegründer von India Someday und reist seit seiner Kindheit in Indien und dem Rest der Welt herum. Zu reisen und seine Erfahrungen mit anderen zu teilen waren die Beweggründe für die Gründung von India Someday. Wenn man Harsh nicht in seinem Büro findet, wo er an neuen Marketingkampagnen herumtüftelt, dann ist er in den Andamanen am Tauchen oder in einem Chalet im Himalaya am Entspannen.

Wir bei India Someday lieben es Menschen für das Reiseland Indien zu begeistern. Unser Deutsch-Indisches Team hat den Subkontinent bereits mehrmals von Norden nach Süden und Westen nach Osten bereist und teilt mit Leidenschaft Tips und Erfahrungen. Wir helfen bei der Auswahl der Reiseziele, Route und Reisezeit und können somit hoffentlich auch euren Traum von ‘India Someday’ zur Wirklichkeit machen. Viel Spaß beim Stöbern!

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5 responses to “Die schönsten Romane über Indien