Mitten in Maharashtra liegen die Jahrhunderte alten Ajanta und Ellora Höhlen, erste Zeugnisse indischer Architektur und Ziel der Bloggerin Alexandra, die von ihren Abenteuern auf der Zugfahrt und der Faszination für die Höhlen berichtet. Lasst euch von ihrer Begeisterung anstecken und begebt euch mit ihr auf die Reise! Wenn ihr euch dann wirklich auf die Reise machen wollt, schreibt uns und wir helfen euch bei der Planung, Buchung und vor Ort!
Auranga was? Aurangabad? Nie gehört. Vielleicht soll die zweite Station auf unserem Reiseplan Ahmedabad heißen? Der Name der fünftgrößten Stadt Indiens, in Gujarat gelegen, sagt mir zumindest etwas. Oder vielleicht Auroville? Nein, auch nicht. Die Planstadt für Aussteiger in der Nähe von Pondicherry an der Ostküste des Landes steht erst zum Ende unserer Reise durch Südindien auf dem Programm. Ajant und Ellora Höhlen, das hingegen sagt uns etwas!
Also steigen wir in Dadar im Norden Bombays in den Zug nach Aurangabad und lesen uns während der 330 Kilometer im luxuriösen Shatabdi Express bei vegetarischem Biryani, Samosas und Masala Chai ein, was uns in Aurangabad erwartet. Nicht sehr viel, heißt es im Reiseführer. Nur einige am Stadtrand gelegene Festungsruinen, Minarette und das Bibi-ka-Maqbara, das größte Mogul-Mausoleum im westlichen Teil Indiens, zeugen von der illustren Vergangenheit der Stadt, die im 17. Jahrhundert gegründet wurde.
Aus dieser Zeit übrig geblieben sind zudem einige alte Stadttore, die zu den verwinkelten Gassen der Altstadt führen, in der sich heute das Bazarviertel und mehrere Moscheen befinden. Architektonische Highlights und markante Sehenswürdigkeiten à la Taj Mahal findet man nicht in Aurangabad. Doch wir kommen sowieso nur zum Schlafen her. Die wahren Perlen der Umgebung liegen ein beziehungsweise zwei Autostunden entfernt: Die Ajanta und Ellora Höhlen. Da es dort kaum Unterbringungsmöglichkeiten gibt, übernachten die meisten Touristen in Aurangabad.
Vom bunten Treiben im Stadtteil Dadar in Mumbai geht es los ins Landesinnere nach Aurangabad (Credit: Shreyas Kamble – Unsplash)
Ajanta – kunstvolle Höhlenmalerei und Rückzugsort buddhistischer Mönche
Es heißt, man sollte Ajanta auf keinen Fall am Wochenende besuchen, es sei denn, man möchte sich unter Heerscharen einheimischer Touristen mischen, die gerne mit Kind und Kegel in großen Gruppen unterwegs sind. Aber unser Zeitplan lässt uns keinen Puffer. So steuern wir mit unserem Taxifahrer, den von unserem Hotel in Aurangabad organisiert wurde, die berühmten Höhlen von Ajanta an einem Sonntag an.
Besonders nach der Regenzeit erblüht die Landschaft rund um die Höhlen in schönstem Grün, was die Höhlen umso eindrucksvoller wirken lässt. Foto: Alexandra Lattek
Ajanta ist ein abgelegenes Fleckchen, über 100 Kilometer entfernt von Aurangabad. Es ist so abgelegen, dass es bis vor zweihundert Jahren nur den Bhil bekannt war, einem in dieser Region ansässigen Volksstamm. Es war purer Zufall, dass eine kleine Truppe der East India Company die unter dicken Schlingpflanzen verborgenen Eingänge zu den 28 Höhlen entdeckte. Was sie vorfanden, gehört zu den größten archäologischen Funden in Indien, wenn nicht sogar weltweit: Eine Art prähistorische Gemäldegalerie mit extrem gut erhaltenen Wandmalereien sowie unzähligen, kunstvoll gemeißelten Buddha-Skulpturen. Buddhistische Mönche, die in der Region umherzogen und um Almosen bettelten, ließen sich hier nieder und gründeten mit Ajanta eines der ersten, festen buddhistischen Klöster.
Das Höhleninnere bringt uns zum Staunen, da die faszinierenden Steinmetzarbeiten schön beleuchtet und somit gut zu erkennen sind. Foto: Alexandra Lattek
Wir müssen ein wenig unsere Fantasie spielen lassen, um uns vorzustellen, dass dies einst ein Ort der Ruhe und Besinnung war, an dem sich Mönche zum Beten und Meditieren zurückzogen. Nachdem wir aus dem Shuttle-Bus aussteigen, der uns vom Parkplatz zum Eingang des dschungelartigen Geländes bringt, empfängt uns ein jahrmarktartiger Rummel. „Want a postcard?“, „Need a guide?“, „Want a cold drink?“. „Dhooli?“ Zu dieser Jahreszeit sind wir fast die einzigen westlichen Touristen. Kein Wunder, dass wir im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit aller fliegender Händler stehen. Aber wir brauchen weder einen Guide noch einen Sänftenträger, der uns die steilen Stufen nach oben trägt.
Auch die einheimischen Touristen beäugen uns neugierig. „Which country?“, „You like India?“, die typischen Fragen, aber trotzdem immer wieder eine nette Art und Weise, in Kontakt zu treten und ein Lächeln auszutauschen. Lächeln tut hier fast jeder, vor allem die Schulklasse, der wir immer wieder begegnen. Es werden Fotos gemacht – wir werden mit Smartphones fotografiert und wir fotografieren unsere neuen Bekannten.
Die Mädchen dieser Schulklasse scheinen besonders neugierig zu sein und freuen sich als ich ein Foto von ihnen mache. Foto: Alexandra Lattek
Über diese Scherzereien vergessen wir die Zeit. Wir müssen uns beeilen, wenn wir noch alle Höhlen abklappern wollen. Einige der „vihara“, so werden die Klosterhallen genannt, sind weniger interessant, schlecht beleuchtet, und bis auf ein paar Säulen ist nichts zu sehen. Die meisten jedoch sind atemberaubend schön. So viele unterschiedliche Arten der Darstellung des Buddha, kunstvoll verzierte Säulen, und Wandmalereien, die Geschichten aus dem Leben Buddhas erzählen. Durch Lichtinstallationen werden die Statuen und Säulen in oranges beziehungsweise blaues Licht getaucht. Ich könnte stundenlang hier verweilen und die Buddha-Skulpturen bewundern. Aber wir haben noch ein weiteres Ziel: Ellora. Den Aufstieg zu dem Aussichtspunkt, von dem aus die britischen Soldaten einst die Höhlen entdecken, müssen wir daher leider auch ausfallen lassen, die Zeit drängt.
Manche der Höhlen und der Statuen sind so fantastisch ausgeleuchtet, dass es uns bei deren Anblick den Atem verschlägt. Foto: Alexandra Lattek
Auch die Wand- und Deckenfresken sind erstaunlich gut erhalten und wir können erkennen, wie hier die Geschichte von Siddhartas Leben erzählt wird, bevor er erleuchtet wurde. Wir sind begeistert von diesem Ort, die vielen Besucher machen uns gar nichts aus. Denn wo kann man schon solch alte Zeugnisse der Zivilisation in einem so guten Zustand bestaunen.
Sogar die Farben der Fresken sind noch erhalten, da sie nie direktem Sonnenlicht ausgesetzt waren. Foto: Alexandra Lattek
Ellora – Überrascht vom Monsunregen in Höhle 16
Die Höhlentempel von Ellora sind neben Ajanta eine der meistbesuchten Sehenswürdigkeiten in Maharashtra. Ellora liegt etwa 30 Kilometer nördlich von Aurangabad, an der ehemaligen Karawanenroute, auf der Händler Waren aus den reichen Städten im Norden zu den Häfen im Westen transportierten. Der Handel war lukrativ, die Gegend reich. Die Profite wurden von den gläubigen Händlern in den Bau von Felsenhöhlen investiert.
Ein Besuch in den Ellora Höhlen ist wie eine Reise durch die Zeitgeschichte, die ein Zeugnis über die verschiedenen religiösen Epochen in Indien abgibt. Die ältesten Höhlen stammen aus der Zeit, in der der Buddhismus die vorherrschende Glaubensrichtung war. Um 600 kamen hinduistische Höhlen hinzu und noch später ließen die Angehörigen der Jain ebenfalls Höhlen in Ellora errichten.
Es ist beeindruckend zu sehen, wie die Menschen aus festem Fels solch kunstfertigen Statuen und Tempel herausmeißeln konnten.
Insgesamt gibt es 34 Höhlen zu besichtigen. Das heißt, man sollte unbedingt genug Zeit mitbringen. Leider hatten wir nur noch anderthalb Stunden Zeit, um in die abwechslungsreiche Geschichte von Ellora einzutauchen, denn pünktlich zum Sonnenuntergang gegen 18 Uhr kommen die Wärter mit ihren Schlüsseln und sperren die Tempel und Klosterhallen zu.
Wir sollen unbedingt mit der Höhle 16 beginnen, sagt unser Fahrer, dort befinde sich die Hauptattraktion, der Kailashtempel. Der gigantische Tempel ist eine Nachbildung des heiligen Berges Kailash im Himalaya, der im Hinduismus als Wohnstätte von Lord Shiva und Parvati gilt. Daran erinnert unter anderem Nandi, Shivas Reittier, oberhalb des Eingangs. Wir bestaunen den riesigen Monolithen, dessen Bau angeblich mehr als 100 Jahre gedauert hat, und die Reliefs an den Wänden des Tempels, die Szenen aus dem Leben von Shiva und Krishna nacherzählen.
Immer wieder ein schöner Anblick – die bunten Kleider der Besucherinnen vor den historischen Stätten, die ihnen ein wenig Leben einhauchen. Foto: Alexandra Lattek
Gerade als wir gehen wollen, kommen die ersten Tropfen. Die Tropfen mutieren binnen kürzester Zeit zu einem ausgiebigen Monsunregenguss. Schnell steht der Vorhof unter Wasser. Wenn wir nicht komplett nass werden wollen, solten wir uns besser schnell einen Unterschlupf suchen. Zum Glück finden wir noch eine freie Ecke und umringt von Familien auf Sonntagsausflug warten wir, dass der Himmel seine Schleusen wieder schließt.
Es ist fast nicht zu glauben, dass der gesamte Tempel aus dem Fels herausgeschlagen wurde. Kein Wunder, dass der Bau so lange gedauert hat. Foto: Alexandra Lattek
Irgendwann geben wir dann auf. Wenn wir noch die ein oder andere Ellora Höhle sehen wollen, müssen wir durch den Regen waten. Die Wachmänner haben offenbar auch keine Lust, bei dem Wetter bis zur letzten Minute Dienst zu schieben. Doch für uns kramt einer der Wachmänner nochmal seine Schlüssel hervor und sperrt die Höhle 12 auf, ein weiteres Highlight von Ellora. Mit seiner Taschenlampe führt er uns ins oberste Stockwerk, wo sich der künstlerische Höhepunkt dieses “Vihara” befindet. Leider ist es inzwischen schon dämmrig, so dass wir die Schönheit der großen Buddhastatuen nur erahnen können. Aber immerhin hat der Regen aufgehört und wir können kurz den Ausblick und einen Hauch von Sonnenuntergang über der weiten Ebene genießen, die sich vor uns erstreckt. Die übrigen Höhlen der buddhistischen Gruppe können wir uns noch schnell von außen anschauen, für die hinduistische Gruppe und die Jain-Tempel sind wir leider zu spät dran. Grund genug, bei der nächsten Indienreise nochmals hierher zu kommen!
Die Höhlen wirken fast natürlich wie da zwischen den Felsen die Säulen und Eingänge hervorluken. Foto: Alexandra Lattek
Kleiner Abstecher in die Altstadt von Aurangabad
Für einen Besuch des Mausoleums Bibi-ka-Maqbara reicht die Zeit am Tag unserer Weiterreise nicht mehr. Nach einem typischen südindischen Frühstück, Masala Dosa mit Gemüse gefüllt, in einem alteingesessenen Lokal, dem Kailash, beschränken wir uns daher auf einen Spaziergang durch die Altstadt von Aurangabad. Wir müssen dabei wieder einmal unsere Verhandlungskünste an den Mann bringen, denn der Rikscha-Wallah verlangt einen utopischen Preis für die noch nicht einmal zehnminütige Fahrt. Nach einigen Diskussionen werden wir dann doch handelseinig.
Aurangabad wird von vielen Touristen ausgelassen und so finden wir ein authentisches Indien in den Straßen des Marktes. Foto: Alexandra Lattek
Wir sind die Attraktion in den geschäftigen Straßen. Außer uns sind hier keine Touristen unterwegs. Überall wird fleißig gewerkelt. Bauarbeiter, die Zementsäcke abladen, in großen Töpfen bruzzeln Gulab Jamun und andere Süßigkeiten. Karren mit allerlei Waren, Kisten und Kanistern werden transportiert, kleine Tante-Emma-Läden wechseln ab mit Geschäften, in denen Schnüre und Haushaltswaren verkauft werden. Es geht gleichermaßen gemütlich und geschäftig zu, keiner lässt sich aus der Ruhe bringen und zwischen all den Arbeiten ist immer Zeit, bei einem Chai die Zeitung zu lesen oder ein kleines Schwätzchen zu halten.
Die Gemütlichkeit inmitten der Geschäftigkeit – das ist etwas, das mich an Indien so fasziniert. Foto: Alexandra Lattek
Ajanta und Ellora – ein absolutes Muss bei einem Besuch in Maharashtra
Wer in Maharashtra ist, sollte die Ajanta und Ellora Höhlen unbedingt in seine Reiseroute einbauen. Für mich gehören sie zu den eindrucksvollsten Sehenswürdigkeiten des Landes. Aurangabad ist leicht mit dem Zug von Bombay zu erreichen. Auch wenn die Stadt selbst nicht wahnsinnig aufregend ist, findet man einige gute Hotels und Restaurants, in denen man sich nach einem anstrengenden Sightseeing-Tag bei Palak Paneer oder Daal Fry und einem Fresh Lime Soda erholen kann. Am besten plant man mindestens zwei Tage für die Besichtigung der Höhlen ein. Will man beide Höhlen an einem Tag besuchen, sollte man bereits im Morgengrauen aufbrechen und nicht zuviel Zeit für eine Frühstücks- und Mittagspause verwenden.
Eins steht fest: Ich komme wieder! Foto: Alexandra Lattek
Möchtet auch hier zu den Ajanta und Ellora Höhlen reisen? Wir helfen euch gerne bei der Planung eurer nächsten Indienreise, individuell und unverbindlich! Schreibt uns einfach hier!
Wir bei India Someday lieben es Menschen für das Reiseland Indien zu begeistern. Unser Deutsch-Indisches Team hat den Subkontinent bereits mehrmals von Norden nach Süden und Westen nach Osten bereist und teilt mit Leidenschaft Tips und Erfahrungen. Wir helfen bei der Auswahl der Reiseziele, Route und Reisezeit und können somit hoffentlich auch euren Traum von ‘India Someday’ zur Wirklichkeit machen. Viel Spaß beim Stöbern!
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